Migranten in Berlin

Araber in Berlin

Integration und Migration

( Herr Pienning )

Transkription

Yasmin : Was sind die Vorraussetzungen, um einen „ Deutschen Pass ’’ zu bekommen?

Herr Pienning : Die Vorraussetzungen sind in der Regel …….und es gibt Ausnahmen , dass man entweder hier geboren ist, als jemand dessen Eltern acht Jahre hier leben oder, dass man selbst hier 8 Jahre gelebt hat und ein eigenes Einkommen hat

Yasmin : Kein Abschluss bedingt ?

Herr Pienning : Nein, man muss einen festen Aufenthaltstitel haben und acht Jahre gelebt haben. Es ist unabhängig von dem Abschluss.

Yasmin : Haben sich die Vorraussetzungen nach der Wende geändert? Und wenn ja, inwiefern?

Herr Pienning : Die wesentliche Veränderung war 2000 damals ist in der Bundesrepublik die sogennante Kinder Staatsbürgerschaft eingeführt worden. D.h. Kinder von Eltern die Anspruch auf Einbürgerung haben, werden automatisch Deutsche. Sie haben eine doppelte Staatsbürgerschaft und müssen sich im Alter von 1 bis 23 für eine der beiden Staatsbürgerschaften entscheiden.

Yasmin : Wie viele Migranten leben vor und nach der Mauerfall in Berlin? Sind neue Nationen dazugekommen seitdem?

Herr Pienning : Wir haben zur Zeit 470 000 ausländische Staatsbürger. Vor dem Mauerfall waren es etwa …..oder zu 1991, also nach dem Mauerfall insgesamt in Berlin waren es circa 380 000 Menschen . D.h wir haben circa 100 000 Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft, die hier leben . Mehr mit Migrationshintergrund. D.h unabhängig vom Pass – Erste und zweite Generation haben hier 25% in Berlin. D.h …. Jeder vierte Berliner oder Berlinerin haben einen Migrationshintergrund .

Yasmin : Und sind jetzt neue Nationen dazu gekommen?

Herr Pienning : Nach dem Mauerfall hat es sehr stark Zuwanderungen aus den Osteuropäischen Ländern gegeben, aber auch bestimmte internationale kriegerische Situationen. Zum Beispiel der Bürgerkrieg im ehemaligen Yugoslawien haben dazu geführt, dass mehrere Menschen mehr nach Berlin kommen .

Yasmin : Warum muss man heute eine Deutschprüfung bestehen, wobei man das früher nicht machen musste?

Herr Pienning : Für den Familiennachzug ist das Gesetz im letzten Jahr verschärft worden . Männer und Frauen , die im Rahmen des Familiennachzugs nach Deutschland kommen wollen, müssen einen Deutschkurs machen. Sie müssen auf geringem Level Deutschkentnisse nachweisen. Davon verspricht sich die Bundesregierung eine schnellere Integration.

Yasmin : Welche Probleme haben die meisten Migranten am Anfang?

Herr Pienning : Das relativ wichtigste ist , dass man schnell versteht, wie funktioniert Berlin,wie funktioniert die Bundesrepublik , was sind die demokratischen Institutionen. Dazu haben wir ein Welcome Package in verschiedenen Sprachen erarbeitet, wo die ersten Informationen sind. Von der Frage , wie kann ich mein Auto anmelden, wie schreib ich meinen Führerschein,… all das sind wichtige Fragen. Die zentrale Frage ist auch häufig einen Job und eine Arbeit zu finden. Gerade für Personen im Familiennachzug ist das nicht einfach. Wir haben eine sehr hohe Arbeitslosen Quote in Berlin. Es ist eine Situation sich zurechtzufinden . Jeder möchte möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen.

Yasmin : Gibt es generelle Probleme für alle Migranten und gibt es andere Probleme in den 1., 2.und 3. Generationen?

Herr Pienning : Die Integration hängt vor allem davon ab, gelingt es mir in den Arbeitsmarkt zu kommen? Und da sind die Bedingungen heute schlechter als vor 20 , 30 Jahren. Als damals Gastarbeiter angeworben worden sind, gab es noch in Berlin Industrie. Diese Arbeitsplätze sind weggefallen. Die Leute sind Arbeitslos. Also das hat sich sehr stark verändert. Ansonsten ist es für Migranten , die heute nach Berlin kommen für Einwanderer viel einfacher, weil sie ein Netzwerk an Infrastruktur vorfinden. Wir hatten 1961 in Berlin circa 200 Türken . Heute leben 180 000 türkische Staatsbürger. D.h.wir haben heute noch mehr türkische Einwanderer . Wer heute nach Berlin kommt findet Quazi ein ganzes Netzwerk von Unterstüzungen vor . Die erste Generation hatte es damals natürlich viel schwieriger.

Yasmin : Und haben Ägypter oder Araber andere Probleme als Türken?

Herr Pienning : Die Herkunft spielt in dem Fall keine Rolle, was die Probleme betrifft .Viel wichtiger sind die Qualifikationen, sind Jobs und anderes. Also wir stellen nicht fest, dass also die Herkunft die zentrale Frage spielt.

Yasmin : Wann muss ein Migrant das Land verlassen?

Herr Pienning : Wenn er keinen Aufenthaltstitel mehr hat . Da gibt es verschiedene Regeln, unter bestimmten Fällen, wenn er bestimmte Strafttaten begangen hat. Aber das hängt wieder vom Aufenthaltstitel ab.

Yasmin : Gibt es bestimmte Berufe oder Positionen. die ein Migrant nicht erreichen kann?

Herr Pienning : Solange er keine deutsche Staatsbürgerschaft hat kann er kein Beamter werden. Der Beamtenstatus ist gebunden an die deutsche Staatsbürgerschaft. Sonst stehen allen Einwanderern alle Berufe offen.

Yasmin : Welche Nationen haben die größten Gemeinden?

Herr Pienning : Die grösste Gruppe sind nach wie vor die türkisch stämmigen Berliner circa 180 000 davon 60 000 eingebürgerte. Dann folgen schon die Osteuropäische Länder, Polen, ehemalige Sowjetunion, aber auch die Ex-Yugoslawen sind eine grosse Gruppe.

Yasmin : Welche davon konnten sich am besten anpassen und

einleben? Welche nicht? Warum manche mehr, manche weniger?

Herr Pienning : Das kann man nicht sagen, weil wir verlangen nicht, dass die Menschen sich anpassen , sondern sie sollen auf eigenen Füßen stehen. Selbstverständlich gelingt es hochqualifizierten viel schneller einen Platz zu finden in der Berliner Ökonomie . Aber auch dieses ist wieder nicht an Herkunft gebunden. Wir haben türkischstämmige Oberärzte.Wir haben aber auch türkischstämmige Arbeitslose. Wir haben Manager türkischer Herkunft . Wir haben auch Arbeitslose aus ägyptischer Herkunft. Das ist sehr sehr kunterbunt .

Yasmin : Herr Pienning , was raten sie unserer ägyptischen Jugend , wenn sie jetzt nach Berlin kommen wollen?

Herr Pienning : Wichtig ist glaub ich , sich zu informieren über die Einreisemöglichkeiten auch über die Lebensbedingungen. Da gibt es ja heute vielfältige Möglichkeiten über das Internet in allen verschiedenen Sprachen. Wir haben sehr vieles auf englisch angeboten, aber auch im arabischen angebotenen gibt es inzwischen sehr viel. So das jeder sich informieren kann über Einreisebedingungen. Welche Bedingungen findet er hier vor. Also Erfahrungen zeigen, dass es sehr sehr wichtig ist sich vorzubereiten auf so eine Einwanderung . Man muss sehen, es gibt kaum Möglichkeiten einzuwandern. Das muss man sagen. Die grösste Möglichkeit ist immer noch ein Studium. Dazu sind die Vorraussetzungen sehr hoch. Man muss die Sprache beherrschen. Man muss fuer das gesamte Zeit des Studiums ein Einkommen nachweisen. Man darf während der Zeit des Studiums hier nicht ausnahmsweise arbeiten. D.h. die Bedingungen sind sehr sehr kompliziert in die Bundesrepublik zu kommen . Deswegen ist um so wichtiger sich vorher zu überlegen ist es eine realistische Perspektive und dem entsprechend zu informieren.

Yasmin : Also zu studieren oder mit einer qualifizierten Ausbildung nach Deutschland zu kommen waere schon eine Vorraussetzung ?

Herr Pienning : Eine qualifizierte Aussbildung ist nur unter absoluten Ausnahme- bedingung möglich, wenn man hier einen festen Arbeitsplatz gefunden hat, der ein Einkommen nachweist. Die Grenze liegt zur Zeit bei 80 000 Euro. Das heißt es muss schon eine Hochqualifizierte Tätigkeit sein. Also Deutschland ist nach wie vor kein Einwanderungsland. Wir haben zur Zeit eine Diskussion darüber und ja….

Yasmin :Ich bedanke mich ganz herzlich für das Interview, danke.

-Ende

2 Comments »

  1. Hallo, Guten Tag. Ich komme ebenfalls aus Berlin und bin Mitglied der SPD. Inwiefern folgen Sie meiner These?

    hier auch mein WordPressblog:
    http://cengiz-dursun.hostzi.com

    Gegen ethnische Lobbypolitik

    Ich warte auf Antworten und eine Diskussion:

    Wenn wir von Migranten sprechen, sprechen wir nicht von Menschen aus Polen, Schweden, Russland oder den vereinigten Staaten.
    Wir sprechen von Menschen aus muslimischen Ländern, meistens aus der Türkei und aus arabischen Ländern.

    Deswegen sehe ich es vor, das Wort “Migrationshintergrund” deutlich erkennbar zu machen, da ich nichts von diesem Wort halte. Wenn Menschen, die seit 50 Jahren hier leben, immer noch als Migranten bezeichnet werden, finde ich, ist etwas schief gelaufen in unserer Gesellschaft und auf diese Probleme werde ich jetzt Stück für Stück eingehen… Ich widme mich nicht der falschen Politik, der vergangenen 50 Jahre, sondern gehe auf Probleme ein, die für einige Tabuthemen sind, die sich keiner traut anzusprechen bzw. nicht die Macht besitzt, etwas zu ändern…

    …nämlich die ethnische Lobbypolitik und ihr daraus resultierendes “politisches Geschäft”.

    Innerhalb der Partei (egal welcher) gibt es etliche von türkischstämmigen Politikern. Die meisten sind in der Türkei geboren und kamen als Kinder nach Deutschland. Sie geben sich als Anwälte der “Migrantengesellschaft” und kämpfen für deren Rechte. Soweit so gut! Das hört sich sehr gut an und sollte auch unterstützt werden.Natürlich braucht die Partei auch Menschen mit einem “Migrationshintergrund”, da sie sich sehr gut in die Lage der Menschen hineinversetzen können. Vor allem im sozialpädagogischem Bereich, ist die Arbeit immer wieder effektiv. Politiker die sich für die Rechte der Menschen einsetzen, für diejenigen die große Probleme in der Gesellschaft haben, sind immer gern gesehen und brauchbar für jede Partei. Bloß jetzt kommt es darauf an, für welche Probleme sie sich einsetzen. Was genau beabsichtigen sie?

    Die Frage kann man sich eigentlich selbst beantworten, denn wenn man sieht, dass sie von einem großen Teil der “Migrantengesellschaft” gewählt werden, muss es wohl bedeuten, dass ein großer Teil der Wähler zufrieden mit der Thematik sind, mit der sie sich befassen.

    Es gibt in der Bundesrepublik Deutschland Integrationsprobleme! Manche sprechen von Bildungsdefiziten, die anderen von Ausländerkriminalität.
    Wenn man das Wort Integration definieren möchte, definiert der Brockhaus Integration allgemein als „(Wieder-)Herstellung einer Einheit; Einbeziehung, Eingliederung in ein größeres Ganzes.“ Integration ist also als Prozess zu verstehen.

    Man kann sich wiederum darüber streiten und behaupten, dass die Integration nicht nur von Bildungsdefiziten oder Kriminalität abhängig ist, denn es gibt verschiedenste Parallelgesellschaften und Ideologien, über die niemand spricht.

    Schnell fallen Sätze wie: “Die Kriminalität würde es nicht geben, wenn es ein gutes Bildungssystem gäbe”.

    Die Lobbyisten setzen sich ein für: ein kommunales Wahlrecht für Ausländer, die doppelte Staatsangehörigkeit, Islam-Unterricht, die EU-Mitgliedschaft der Türkei, das Angebot; Türkisch als wählbare Fremdsprache in Schulen, mehr Geld für Türken usw.

    So schön so gut, einige Forderungen sind sicher gute Ideen und machbar, über die anderen wiederum könnte man sich streiten. Aber das ist nicht der entscheidende Punkt. Der entscheidende Punkt ist, dass die Lobbyisten nicht Punkte ansprechen, die der Wahrheit entsprechen. Sie sprechen Sprachdefizite an und erklären, man muss die Sprache erlernen, um im Alltag klarzukommen, eine Arbeit zu finden oder um Dinge selbst zu erledigen. Das stimmt! Aber es gibt dennoch viele Punkte, die bewusst nicht angesprochen werden, um nicht kostbare Wählerstimmen zu verlieren. Themen, die sich nur sehr wenige Politiker mit “Migrationshintergrund” trauen anzusprechen. Themen, die dazu führen würden, in den Augen der “Migrantengesellschaft” als Verräter angesehen zu werden. Es besteht die Gefahr, in das Visier und die Schlagzeilen der türkischen Medienlandschaft zu geraten – und das sind keine guten Schlagzeilen! Ständig in einem Korsett des Kollektivs zu stecken und Angst zu haben, sein eigenes Volk oder seine Heimat zu verraten oder als Verräter abgestempelt zu werden. Das ist Lobbypolitik…

    Die türkischstämmigen Politiker behandeln die “türkische Community” als Mündel und entscheiden für sie. Sie versuchen immer wieder andere Auffassungen zur Integrationspolitik zu verdrängen und versuchen zu verhindern, dass dies zur Öffentlichkeit gelangt. Deshalb werden kritische Stimmen innerhalb einer Partei, die gerade diese Probleme ansprechen denunziert und zum Schweigen gebracht, um der “Geschäftsidee nicht zu schaden”.

    Die eigentlichen Probleme, die die Menschen haben, sind sozio-kulturelle Probleme und auch patriarchale Familienstrukturen. Diese Tatsache gefällt naturgemäß weder der türkischen Presse noch denjenigen, die in der Öffentlichkeit spezifisch türkische Interessen vertreten. Die türkischstämmigen Politiker nennen das nur “soziale Probleme” und versuchen der eigentlichen Diskussion aus dem Weg zu gehen…

    Dieses Problem ist auch ein soziales, vor allem hat es aber mit Haltungen, Einstellungen, Werten, Lebensentwürfen, Traditionen und Gebräuchen zu tun.

    Warum spricht niemand über arrangierte Ehen, Ferienbräute, Ehrenmorde, Gewalt in Familien, Diskriminierung der Frau?

    Wer diese Themen anspricht, wird nicht gewählt, als Verräter abgestempelt, bekommt Hassmails und wird bedroht.

    Jeder ist angesprochen, egal in welcher Partei er auch Mitglied ist. Denn gerade Themen, die sich keiner traut anzusprechen, da er Angst um sich selber hat, sind handfeste Beweise für Gründe einer misslungenen Integration…

    Comment by Cengiz | April 23, 2010 | Reply

  2. Liebe Yasmin,

    ich bin deine Kollegin Mona Mahmoud aus dem GI- Kairo. Das ist wirklich super, was du gemacht hast, ich werde das am kommenden Donnerstag in meinem Unterricht einsetzen, echt SUPER. Ich bin ganz stolz auf dich! Ma schaa Allah aleiki!

    Mona

    Comment by Mona Mahmoud | November 12, 2012 | Reply


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